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zurück/back Una Primavera - Festivalpreise und Begründungen: Grimme Preis 2022
Begründung der Jury:Ein Film, der auf den ersten Blick wie ein Arthouse-Videotagebuch wirkt, entpuppt sich als ein wirkungsvolles und gesellschaftskritisches Regiedebüt. Die unprätentiöse, minimalistische Machart lässt Raum für Reflektion. Die Regisseurin Valentina Primavera betrachtet ihre Familie und das in ihr vorherrschende Verständnis von Geschlechterrollen, ohne zu intervenieren. Sie schafft es, sich hinter der Kamera so weit zurückzunehmen, dass ihre Familienmitglieder selbstständig offenbaren, wie tiefgreifend ihre Ansichten von der patriarchalischen Gesellschaft geprägt sind. Den Zuschauer:innen wird es ermöglicht, die Interaktionen zu beobachten und Fiorellas Geschichte nachzuvollziehen, denn eins wird schnell deutlich: Einen Neuanfang nach vierzig Jahren Ehe zu wagen ist schwierig, insbesondere wenn man sich für die Flucht vor häuslicher Gewalt gegenüber den eigenen Verwandten rechtfertigen muss. Valentina Primaveras filmisches Werk überschreitet nie die Grenze des Privaten. Die Auswahl der Szenen ist stets geschmack- und respektvoll und hilft dabei, ein umfängliches Bild der Familie zu vermitteln. Für diesen Erfolg gebührt auch der Arbeit von Federico Neri, der für den Schnitt verantwortlich war, Lob. Valentinas Entscheidung, das komplexe Thema der häuslichen Gewalt über einen persönlichen Zugang zu untersuchen und ihre eigene Familie als Untersuchungsgegenstand unter die Lupe zu nehmen, symbolisiert einen wichtigen Schritt, der oftmals der jüngeren Generation überlassen wird: Der Kreislauf des Schweigens und die Übertragung dieser Kultur auf die nächste Generation wird gebrochen – eine mutige Entscheidung, die wir als Studierendenjury mit dieser Auszeichnung anerkennen und würdigen möchten. Ohne aktiv zu verurteilen oder Schuldige zu benennen erzeugt der Film eine klare Offenlegung der Problematiken, die uns im 21. Jahrhundert leider immer noch begleiten. Eine Frau ist mehr als nur Ehefrau oder Mutter, und was hinter geschlossenen Türen des Familienanwesens passiert ist selten ein Einzelfall. „Una Primavera“ fordert zur kritischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen auf, ohne zu belehren. Information und Kultur werden hier gekonnt vereint, und keine andere Produktion aus dem vergangenen Fernsehjahr regte uns in unserer Juryarbeit so sehr zum Nachdenken und Diskutieren an. ZagrebDox 2019 Big Stamp Award for the Best Regional Competition Film The jury statement: “Our winning film is a
very personal insight into domestic abuse, and a great
example of a filmmaker turning their camera on their own
dysfunctional family to produce a work so intimate and
warm whilst making a bigger statement about the systemic
issue of patriarchal violence and coercion. The
documentary’s central character is a 60-year-old woman who
after 40 years of marriage, is not afraid to boldly start
her life all over again, and her daughter’s filmmaking is
just as bold.”
Biografilm Italia 2019 LifeTales Award for the Most Moving Biographical Story The jury statement: “For the sheer strength of mind of Fiorella who, after a lifetime of duress, attempts to escape from the physical and mental prison of her marriage. The daughter’s complicit gaze provides a mirror in which reflects the fragility and courage of so many women in every part of the world.”
Diskussionsprotokoll zum Film ARTE-Dokumentarfilmpreis Lobende Erwähnung für UNA PRIMAVERA Nachwuchspreis des Landes NRW Der mit 5.OOO Euro dotierte „Carte Blanche“ – Nachwuchspreis des Landes NRW, überreicht durch Dr. Hildegard Kaluza, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, geht an UNA PRIMAVERA Begründung der Jury: Der Preis soll Ansporn sein, den eingeschlagenen Weg
weiter zu verfolgen. Das Potenzial, das der Siegerfilm
zeigt, soll weiter ausgeschöpft werden. Die Preisträgerin
wird dabei durch ein Mentorat unterstützt und soll beim
nächsten Projekt von einem erfahrenen Filmemacher oder
einer erfahrenen Filmemacherin begleitet werden." |
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